Samstag, 13. März 2010

Alphabetisierung statt Hausaufgaben?

Hallo,

mittlerweile leben gut 70 Kinder in der Albergue. (Ca. 10 weitere werden für die nächsten Tage erwartet.) Mit der Menge an Kindern steigt natürlich auch der Lärmpegel, die Rufe und Bedürfnisse, die möglichst gleichzeitig beantwortet werden wollen, Umarmungen, Beschwerden und vieles mehr. Sie machen unseren Alltag bunter, oft auch anstrengender, aber interessant und erfüllend.
Diese Woche habe ich jeden Tag mit allen Kindern der Grundschule Hausaufgaben gemacht. Es sind ca. 40 Kinder, von denen ca. die Hälfte neu in die Albergue kam und kaum Castellaño spricht. Wir saßen (hüften, knieten oder standen) alle in einem Raum - im Idealfall an Tischen. Ohne Anleitung und möglichst noch permanente Begleitung machte kaum jemand seine Aufgaben! Oft erklärte sich das aber auch, weil sie völlig überfordert damit waren: Wie kann ein Kind ohne Alphabetisierung drei lange gekritzelte Sätze in einer fremden Sprache abschreiben? Und Motivation aufbringen, jeden Satz so lange wieder abzumalen, bis je eine Seite gefüllt ist?
Ich wusste oft nicht bei welchem Kind ich zuerst helfen soll. So flitze ich abwechselnd von Kind zu Kind, hielt das eine davon ab, einfach aus dem Raum zu rennen, motivierte das andere ihre Hausaufgaben herauszuholen und nicht halb oder ungemacht das Heft wieder einzupacken, ihre Seiten nicht zu zerreißen, keine Stifte oder Scheren von anderen Kindern anzukauen und auf der Linie zu schreiben, wenn sie endlich mal soweit waren!
Währenddessen gab die eigentlich mitzuständige Schwester im anderen Gebäude Schulmateralien aus, empfang Hilfe suchende Mütter auf Quechua oder schnitt Moosgummiformen aus.

Mit der Menge der Kinder wächst auch die Menge kaputter Kleidung exponentiell. Meistens ist ihre Schuluniform betroffen, die sie natürlich täglich während der Schulzeit tragen, sodass sich meine Nähzeit auf die späten Abendstunden verschiebt. Aber ich flicke ihre Schultaschen, Mützen, Blusen, Pullover und Hosen gerne und sie freuen sich, wieder ordentlich zur Schule gehen zu können.

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