Sonntag, 21. März 2010

Wie eine Hospitation zum Vertretungsunterricht wird…

Am Freitagmorgen hatte ich mit den Schwestern abgesprochen, für eine Stunde das Angebot des Lehrers wahrzunehmen, in seinem Unterricht der ersten oder zweiten Klasse der einen Grundschule in Quiquijana zu hospitieren. Ich ging also mit einigen Kindern aus der Albergue morgens zur Schule. Obwohl wir fünf Minuten zu spät kamen, worüber ich mir den ganzen Weg schon Gedanken machte (aber kleine Kinder laufen eben langsamer), war ihr Lehrer noch nicht da. Auch eine andere Klasse wartete noch auf ihren Lehrer. Ein Kollege bei dem ich mich vorstellte, riet mir vor der Tür auf ihn zu warten. Die anderen Erstklässler liefen immer wieder neugierig aus dem Raum, um zu sehen, wer denn Unbekanntes vor der Tür warte! Nach weiteren fünf Minuten fragte ich diesen Kollegen, ob ich den Unterricht nicht einfach beginnen soll. Er stimmte begeistert zu, begleitete mich in den Raum und erklärte den Kindern, dass ich ihre Lehrerin sei bis der eigentliche Lehrer komme. Ich stellte mich den Kindern vor und begrüßte sie, was sie im Chor beantworteten. Wir begannen mit einem Klatschrythmus, auf den wir zählten und dabei die Dreier-Reihe betonten. Ich teilte die Klasse in zwei Hälften, die verschiedene Schritte zählten. Anschließend wiederholten wir die Vokale in ihrer Aussprache und Schreibung, indem wir Wörter suchten, in denen sie vorkamen und gemeinsam in die Luft schrieben. In der folgenden Phase bat ich immer Kleingruppen von freiwilligen Schülern oder Schülerinnen nach vorne, die sich in zwei Gruppen separat aufstellen sollten. Ihre Anzahl wurde vom Rest der Klasse direkt oder zählend bestimmt. Danach forderte ich die vorne stehenden Kinder auf einen Kreis zu bilden und fragte nach der Summe aller Kinder im Kreis. Die einzelnen Anzahlen hielten wir nummerisch an der Tafel fest. Ich ergänzte anschließend erklärend das Plus- und Ist-Gleich-Symbol. Das wiederholten wir mehrere Male mit variierten Anzahlen bis wir das Ganze rückwärts machten um auch Subtraktionen zu verstehen. Das Vorkommen, Kreisbilden und Zahl-Anschreiben machte den Kindern Spaß und ermöglichte ihnen sich zu bewegen. Alle waren mit Elan dabei. Ich fragte mich nur die ganze Zeit, wann denn ihr Lehrer komme und wie er das finde, dass seine Schüler von einer fremden Lehrerin motiviert scheinbar undiszipliniert im Raum herumlaufen.
In der letzten Phase dieser Stunde bat ich die Kinder ihre Mathematikhefte herauszunehmen und die Aufgabe an der Tafel abzuschreiben. Ich malte einfache Gesichter in Gruppen an und schrieb darunter je ihre Anzahl als Additionsterm. Anstatt des nummerischen Ergebnisses zeichnete ich ein leeres Kästchen und forderte auf die fehlende Zahl einzusetzen. Diese Aufgabenstellung ließ mehrere Lösungswege zu, so dass schwächere Schüler sie auch zählend lösen können. Die Kinder zeichneten kreativ lachende und traurige Gesichter mit Haaren und Ohren in allen Variationen. Anschließend bestimmten sie ihre Anzahl. Meine gewährte „Hospitationszeit“ war mittlerweile abgelaufen, weshalb ich den Kollegen in seiner Klasse aufsuchte, ihm mitteilte, dass der erwartete Lehrer immer noch nicht da sei, ich aber jetzt gehen müsse. Er meine, das wäre okay und fragte mich, ob ich nicht vielleicht regelmäßig Englisch-Unterricht geben könne. Wir vereinbarten, das in der nächsten Woche mit der Direktorin abzusprechen.

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