Sonntag, 21. März 2010

Ich baue mir ein Haus, wie es mir gefällt


Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche habe ich mit den Kindern Häuser gebaut. An vielen Stellen hier gibt es Hügel mit verschiedendensten Steinen, weil die Erde hier sehr steinig ist. Diesen Schatz wollte ich nutzen, als ich mit wenigen Neugierigen anfing aus ihnen ein kleines Haus zu bauen. Die Gruppe der kleinen Architekten nahm rasch zu. Sie sammelten kleine und große, flache und runde Steine aller Farben. Manche nutzten auch Erde, Sand, Wasser, Eukalyptusblätter oder –hölzer als Baumaterial. Sie hatten genaue Vorstellungen, wie ihr Haus aussehen soll: „Mein Haus bekommt vier Stockwerke“, „Ich baue ein Haus mit Garten“, „Bei mir ist die Küche in einem extra Gebäude“, „Mein Haus hat einen großen Innenhof“…
Manche Häuser wurden kompliziert mit einem Holzgebälk und Erde bedeckt, andere statisch geschickt mit einem Kuppeldach aus Steinen, wieder andere erhielten kein Dach, weil es nicht regnete (was es in einigen Gegenden Perus tatsächlich nur sehr selten tut, sodass zum Beispiel in Arequipa viele einfache Häuser kein Dach haben). Ihre Kreativität kannte keine Grenzen und Kinder jeder Altersstufe bauten zusammen mit anderen oder alleine ihr Traumhaus, wie es ihnen gefiel und wie sie es konnten. Auch besichtigten sie begeistert und lobend die Konstruktionen der anderen. Keiner wollte zur Albergue zurück, als ich ihnen sagte, wir müssten jetzt gehen, weil es gleich Abendessen gebe.
Ein eigenes Haus ist in der Regel nah mit einem eigenen Zuhause verbunden (im Spanischen ist es dieselbe Formulierung: Me voy a mi casa - Ich gehe nach Hause), was viele dieser Kinder nicht oder kaum haben. So gerne sie in die Albergue kommen und dort wohnen, ist es doch nicht ihr Zuhause. Die jüngsten, die ich häufig morgens in den Kindergarten begleite, erzählen oft Wunschgeschichten von ihrem Zuhause. „Heute gehe ich nach Hause und meine Mama käuft mir Ojotas (sehr einfache Sandalen aus alten Reifen, die hier jeder trägt)“.
Ich habe jedes Kind mit seinem selbstgebauten Haus fotografiert, was ihnen sehr wichtig war. Als es am nächsten Tag regnete, bedauerten sie, dass der Regen vieles ihrer Konstruktionen zerstöre.

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