Freitag, 23. April 2010

Neues aus der Schule

Einige der in der berichteten Elternversammlung vereinbarten Verbesserungen wurden mittlerweile umgesetzt. (Das ist deshalb erzählenswert, weil man eine solche Konsequenz von den meisten Peruanern nicht gewöhnt ist.)
Vor drei Wochen erhielten die ersten Schüler und Schülerinnen ihre versprochenen neuen Uniformen, inklusive Schuhe. Trotzdem fehlen für die Erstklässler immer noch einige Teile.
Erfreulicherweise werden seit dieser Woche die dritte und vierte Klasse in getrennten Räumen und von einem je eigenen Lehrer separat unterrichtet. Ein neuer Kollege, den die Gemeindeverwaltung absandte, ermöglichte diese Notwendigkeit. Außerdem verteilt die Direktorin seit Montag an jedes bedürftige Kind täglich ein Brötchen zur Frühstückspause. Auch ein Fluchtplan mit entsprechenden Notausgangsschildern wurde eingerichtet.

Die ersten Früchte

Die Erntezeit beginnt...



Im Gewächshaus grünt und blüht es; die ersten Früchte sind reif. Die ersten Radieschen und den ersten Mangold habe ich schon gekostet. Sie schmecken sehr aromatisch!
An drei Tagen der Woche arbeitet je eine andere Gruppe von Kindern dort. Sie ernten das Gemüse, lockern die Erde, jäten Unkraut oder befreien die Erde von Steinen. An diesen Tagen erledigen sie ihre Hausaufgaben ungewöhnlich schnell – vielleicht aus Freude, danach auf die „Chacra“ zu gehen. Dazu setzen sie sich jede Woche mit einer anderen Gemuesesorte auseinander. Diese beobachten sie nicht nur in ihrem Wachstum und der Ernte, sondern auch in der Zubereitung. Theoretisch reflektieren und festigen sie das Erfahrene anschliessend ueber ein faecheruebergreifendes Arbeitsblatt. Ich habe begonnen eine Serie von Arbeitsblaettern unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zu erstellen, die zu jeder Gemuesesorte deren botanische Grundlagen und realitaetsnahe sprachliche und mathematische Problemstellungen behandelt.

Insgesamt werden vierzehn verschiedene Gemuesesorten angebaut: Radieschen, Mangold, Spinat, Gurke, Zuchini, Tomate, Brokoli, Blumenkohl, Bohnen, Erbsen, rote Beete, Lauch, Sellerie und Kopfsalat.
Auch das Niedrig-Energie-Haus mit seinem Ofen aus Vulkansteinen, einem Regenwasserauffang- und –aufbereitungssystem und drei umweltschonenden Abwasserkontainern in der Erde ist bald vollendet. Es werden nur noch kleine Innenarbeiten vorgenommen.

Hausaufgabenzeit

Samstag, 17. April 2010

Neue Nachmittagsangebote


Letzte Woche begann ich mit neuen Kursen nach der Hausaufgabenbetreuung, da ich ab dieser Woche als einzige Freiwillige mit den Kindern arbeite. Also bereitete ich vier möglichst verschiedene Freizeitkurse vor, an denen Kinder unterschiedlichen Alters teilnehmen können. In der ersten Woche konnte kommen, wer wollte, um in den Uhr-Lese-Kurs, den Sexualunterricht oder den Aerobic-Kurs mal hereinzuschnuppern und sich zu orientieren, was sie gerne machen möchten. (In der folgenden Woche sollen sie sich verbindlich in die entsprechende Liste eintragen.)
Dienstags nachmittags hat jedes Kind nach einer kurzen Zeitfühlphase seine eigene Uhr mit allen Zeigern und Ziffern gebastelt - den Aufbau einer Uhr konnten sie so am konkretesten lernen. Außerdem brauchen wir diese für die folgenden Einheiten.

In die Sexualerziehung sind wir mit einem Vergleich der Pubertät zur Verpuppung einer Raupe beim Übergang zum Schmetterling eingestiegen. Danach haben alle begeistert ihre Fragen und Themen auf kleinen Zetteln anonym notiert, die sie in diesem Kurs bearbeiten möchten. Anschließend haben sie mit großer Beteiligung die körperlichen Veränderungen, die sich bei der Entwicklung vom Mädchen zur Frau bzw. vom Jungen zum Mann ereignen, auf einem von mir erstellten Arbeitsblatt gesammelt.

Nach dem Aerobic-Kurs fragten die Mädels schon am Sonntag. Als wir am Donnerstag schließlich wie geplant die Musik einschalteten und unsere Körper zum Rhythmus bewegten, konnten wir die neidisch zuschauenden Jungs mit keinem Mittel von den Fenstern vertreiben. Vielleicht kann ich die Schwestern und einige zweifelnde Mädchen davon überzeugen, doch einen gemischten Kurs zu machen - auch wenn es wahrscheinlich der erste weltweit wäre!

Danke für Ihr Interesse und die umfangreiche Spende



Das Missionsessen brachte einen Beitrag von 500 € ein! Hier sind das unglaubliche 2000 Soles. Der Wert kann fast in allen Bereichen wie in Euro verstanden werden und hat damit wirklich eine große Bedeutung für die Albergue in Peru.

Leckeres Essen zu einem fairen Preis für Kinder in Peru, die oft hungern müssen



Danke an alle Gäste, Spender und Teilnehmer am Missionsessen. Ihr Beitrag kommt sicher in unserem Projekt an und wird für die Ernährung, Kleidung, gesundheitliche Versorgung und pädagogische Foerderung der über 80 Kinder in unserer Einrichtung dankbar eingesetzt. Ein herzliches Dankeschön für diese hilfreiche Unterstützung von allen Kindern, Schwestern und mir.

Missionsessen zugunsten der Albergue Uñacha



Vielen vielen Dank für das Engagement und den herzlichen Einsatz der vielen Helfer beim Missionsessen am Palmsonntag in meiner Heimatgemeinde St. Margareta.

Samstag, 10. April 2010

5 Taufen in der Osternacht und ich bin eine der Taufpaten

Das Müllproblem


"Jetzt hebt ihr bitte die Fetzen von euren Wasserbomben auf!". Lachend fragten mich die Kinder erstaunt: "Warum?". "Weil es Müll ist, der unseren Boden, die Pflanzen und die Luft zerstört", erkläre ich geduldig. "Aber hier liegt doch schon soviel Müll! Wo sollen wir die Plastikfetzen denn hinwerfen?" Das nächste Problem: Es gibt kaum öffentliche Mülleimer. Hier schmeißt jeder seinen Müll auf die Straße, in den Fluss oder im günstigsten Fall auf die öffentliche Müllkippe - natürlich unsortiert. Auf diesem Stein- und Plastikhaufen können aber nicht mal Maiskolben oder Kartoffelschalen verrotten.
Die Albergue erscheint dagegen wie eine andere Welt: Es gibt Toiletten, Mülleimer, meistens fließendes, sauberes Wasser und Menschen, die sich um die Sauberkeit ihres Geländes sorgen. Nicht nur, dass wir uns und unsere Räume jeden Tag mit Seife putzen und unsere Lebensmittel nicht im Tierstall lagern. Außerdem gibt es zwei Gruppen von Kindern, deren Aufgabe es jeden Morgen ist, sämtlichen Müll bis auf den kleinsten Papierschnipsel aus der Gartenanlage und den Wegen zu sammeln.
Vor zwei Monaten haben wir den Komposthaufen auf dem Gelände der Gewächshäuser eröffnet. In die Küchen wurde je ein zweiter Mülleimer für organische Abfälle gestellt. Damit begann eine lange Phase des geduldigen Erklärens und Einübens der Mülltrennung: "Nein, bedrucktes Papier gehören nicht in den Eimer für organische Abfälle, weil die Farb- und Bleichstoffe die gute Erde verseuchten, die wir aus dem Kompost gewinnen können." "Der Kompostmüll sollte auch nicht in Plastikmülltüten gesammelt werden, weil sich durch den einsetzenden Zersetzungsprozess giftige Plastikpigmente lösen können und die Tüten auch nach Jahren noch nicht verrotten."
Am Mittwoch nach der Hausaufgabenbetreuung habe ich mit einigen Kindern in einer Unterrichtsphase Mülltrennung thematisiert. In Kleingruppen konnten sie den kleinen Müllberg, den ich ihnen hinlegte, problemlos in drei Gruppen sortieren, ohne dass wir diese vorher besprochen hätten! Danach benannten sie die Gruppen einstimmig und ordneten relevante Müllteile den einzelnen Kategorien zu. Mit Freude und Mühe erstellten sie Plakate zu jedem Mülltyp, die wir in ihre Küche über die beschrifteten Mülleimer hängten.
Gestern haben einige Kinder Landschaftsbilder gemalt, mit einem Fluss ohne Müll – haben sie extra betont.

Donnerstag, 8. April 2010

Deutsche und peruanische Osterrituale oder wie man Müll verwertet…





In dieser Karwoche fand kein Unterricht in den Schulen statt. Die Jungs haben morgens auf dem Feld und in den Gewächshäusern gearbeitet, die Mädchen hatten verschiedene Putz- und Kocharbeiten. Ich habe morgens mit den jüngeren Kindern Bücher gelesen, gezählt, gespielt etc. Nachmittags habe ich mit allen Kindern jeden Tag anderen Müll kreativ in Schmuck verwandelt bevor wir zur Messe gingen. Montags begannen wir mit Osterhasen aus Klopapierrollen: eine Rolle stellte den Körper dar, die andere schnitten wir auf, um daraus Ohren und Pfoten zu machen. Einige Kreative haben auch Schmetterlinge, Katzen, Bären etc. aus dem Papiermüll gezaubert. Dienstags haben wir Eierkartons verwertet. Hast du dir so einen Eierkarton mal von oben angeschaut? Wie viele Blumen findest du? Und wie viele sind es erst in einer 30er Palette? Die Kinder haben also wild Blüten in den Eierkartons gesucht, nachgezeichnet und ausgeschnitten. Danach haben sie sich draußen einen Ast gesucht, der den Stil der Tulpe darstellte. Fruchtknoten, Stempel und Fruchtblätter wurden aus einer Lage eines Blattes doppellagigen Klopapiers geformt und am Stil befestigt. Der kleine Rest Eierkarton zwischen zwei Blüten eignet sich wunderbar als Blatt.
Am Mittwoch haben wir Ostereier mit Wasserfarben bemalt. Für Manche war das die erste Chance, sich mit Pinsel und Farbe auszuprobieren. Sie zeigten sich aber begabt. Kaum einer kannte die Tradition zu Ostern ein gekochtes Ei zu bemalen, obwohl mir eine Lehrerin aus Cusco bestätigte, dass es dieses Ritual auch hier gebe. Am Gründonnerstag gibt es hier in Peru das Ritual zu Mittag zwölf Gänge zu essen. Dank einiger großzügiger Spenden konnten die Kinder der Albergue erstmalig auch an diesem Festmahl teilnehmen, das sie natürlich selbst mitzubereiteten. Unter anderem aus den ersten Radieschen ihres Gewächshauses!
Am Ostersonntag habe ich die bunten Eier im Garten der Albergue versteckt und jedes Kind hat sein Ei begeistert gesucht. Wer schon mittwochs meinte, sein so sorgfältig bemaltes Ei am Sonntag nicht essen zu wollen, konnte sich vielleicht etwas trösten, indem er oder sie ein Pappei als Fensterbild bastelte. Auch hierzu verwendeten wir alte Pappkartonreste.
Nasen und Masken aus Eierkartons haben die Kinder am Ostermontag gebastelt. Stolz erschreckten sie andere oder brachten sie zum Lachen.