Samstag, 10. April 2010

Das Müllproblem


"Jetzt hebt ihr bitte die Fetzen von euren Wasserbomben auf!". Lachend fragten mich die Kinder erstaunt: "Warum?". "Weil es Müll ist, der unseren Boden, die Pflanzen und die Luft zerstört", erkläre ich geduldig. "Aber hier liegt doch schon soviel Müll! Wo sollen wir die Plastikfetzen denn hinwerfen?" Das nächste Problem: Es gibt kaum öffentliche Mülleimer. Hier schmeißt jeder seinen Müll auf die Straße, in den Fluss oder im günstigsten Fall auf die öffentliche Müllkippe - natürlich unsortiert. Auf diesem Stein- und Plastikhaufen können aber nicht mal Maiskolben oder Kartoffelschalen verrotten.
Die Albergue erscheint dagegen wie eine andere Welt: Es gibt Toiletten, Mülleimer, meistens fließendes, sauberes Wasser und Menschen, die sich um die Sauberkeit ihres Geländes sorgen. Nicht nur, dass wir uns und unsere Räume jeden Tag mit Seife putzen und unsere Lebensmittel nicht im Tierstall lagern. Außerdem gibt es zwei Gruppen von Kindern, deren Aufgabe es jeden Morgen ist, sämtlichen Müll bis auf den kleinsten Papierschnipsel aus der Gartenanlage und den Wegen zu sammeln.
Vor zwei Monaten haben wir den Komposthaufen auf dem Gelände der Gewächshäuser eröffnet. In die Küchen wurde je ein zweiter Mülleimer für organische Abfälle gestellt. Damit begann eine lange Phase des geduldigen Erklärens und Einübens der Mülltrennung: "Nein, bedrucktes Papier gehören nicht in den Eimer für organische Abfälle, weil die Farb- und Bleichstoffe die gute Erde verseuchten, die wir aus dem Kompost gewinnen können." "Der Kompostmüll sollte auch nicht in Plastikmülltüten gesammelt werden, weil sich durch den einsetzenden Zersetzungsprozess giftige Plastikpigmente lösen können und die Tüten auch nach Jahren noch nicht verrotten."
Am Mittwoch nach der Hausaufgabenbetreuung habe ich mit einigen Kindern in einer Unterrichtsphase Mülltrennung thematisiert. In Kleingruppen konnten sie den kleinen Müllberg, den ich ihnen hinlegte, problemlos in drei Gruppen sortieren, ohne dass wir diese vorher besprochen hätten! Danach benannten sie die Gruppen einstimmig und ordneten relevante Müllteile den einzelnen Kategorien zu. Mit Freude und Mühe erstellten sie Plakate zu jedem Mülltyp, die wir in ihre Küche über die beschrifteten Mülleimer hängten.
Gestern haben einige Kinder Landschaftsbilder gemalt, mit einem Fluss ohne Müll – haben sie extra betont.

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